
Wer oder was ist eigentlich authentisch und wie merkt man das? Merkt man es überhaupt?
Gute Frage, oder? Ich weiß gar nicht, ob ich Authentizität korrekt definieren kann, aber ich weiß, dass ich auf gefühlt 200 Meter Entfernung erkenne, wenn etwas oder jemand NICHT authentisch ist in seinem Ausdruck oder in dem, was er/sie/es tut. Ich fühle es einfach, wenn jemand sich selbst oder andere belügt oder versucht, sich selbst und/oder anderen etwas vorzumachen.
Wenn es um authentische Kreativität geht bzw. darum, ein authentisches, kreatives Leben zu führen, gibt es einen ziemlich leicht erkennbaren Indikator: deine Freude, deine Neugier; deine Bereitschaft, das Risiko des Scheiterns so oft einzugehen, bis Du herausgefunden hast, was du wissen musst.
Sagen wir, du möchtest etwas malen. Wenn du malst, einfach um zu malen, um dich selbst darin zu fühlen, wie du es bist, die Farben auf einer Leinwand verstreicht und dabei beobachtet, was dort entstehen möchte, ohne es zu streng zu bewerten – das ist authentisch.
Wenn dein Malen den Zweck verfolgt, dem, was in dir ist, eine Plattform zu geben und sich für unsere Augen sichtbar zu machen – das ist authentisch. Du fühlst dich vielleicht nicht auf Anhieb super wohl damit, wie dein Werk aussieht und fühlst dich bei der Vorstellung, es jemandem zu zeigen, etwas unsicher – das ist authentisch.
Wenn du etwas malst und vorher schon ganz genau weißt, wie es aussehen soll (am besten noch, damit es Person XY gefällt) – das ist NICHT authentisch.
Wenn du dich selbst durch den Prozess des Malens quälst und es dir nicht gelingt, die Kontrolle über das Endergebnis loszulassen – das ist NICHT authentisch.
Wenn es dir wichtiger ist, was Person XY über dein Werk denkt, als dass du dich selbst auf der Leinwand frei fließen lässt und dich spürst – das ist nicht authentisch.
Und obwohl der Weg in die künstlerische / kreative Authentizität oft durch die Nachahmung anderer KünstlerInnen führt, gibt es diese feine Linie, die den Unterschied macht.
Ich denke, es ist normal und wichtig, besonders am Anfang, dass man andere KünstlerInnen nachahmt. Der Knackpunkt ist deine ehrliche Intention, die darunter liegt:
Ahmst du Person XY nach, damit dein Werk GENAU SO aussieht (Spoiler alert: das klappt sowieso nicht)? Damit andere deine verletzte Künstlerseele streicheln und sagen etwas sagen wie „Das hast du toll gemacht, wow!“?
Oder ahmst du Person XY nach, weil dir ihr Stil gefällt, du mit der Energie des Bildes in Resonanz gehst, weil du Ähnliches in dir fühlst und wissen willst, wie diese Person das Bild technisch umgesetzt hat? Weil du alles über ihre Technik erfahren möchtest um die für dich (!) wichtigen Kernelemente in deine eigene Arbeit einfließen zu lassen?
Spürst du den Unterschied?